Feiern, künftige mögliche Verbote und was die Politik uns bringt

„Die Partyszene ist konsumgeil, spassorientiert und politisch desinteressiert“, lautet ein viel ausgesprochenes Vorurteil der herrschenden Klasse in der Schweiz. „Die verschiedenen Jugendbewegungen hätten nur noch die eigenen Interessen und die Party des nächsten Wochenendes im Kopf“, schwafeln viele Politiker von ihren Podesten herunter. Stimmt das? Ein bisschen schon, müssen wir zugestehen.

In Bern wurden soeben zwei neue Bundesräte gewählt. Beide sind nun Mitglied der Schweizer Landesregierung und bestimmen die Zukunft unseres Landes. Mit allen Vor- und Nachteilen für uns, die wir uns als Teil einer Jugendbewegung verstehen. Ob ihr nun Hip Hop,- Techno,- House,- oder Rockliebhaber seid. Die Politiker entscheiden mit ihren Gesetzen und Verordnungen über unsere kulturellen und partytechnischen Möglichkeiten. Meiner Meinung nach in der letzten Zeit einiges zu viel. Rauchverbot oder die Diskussion über ein Verbot von Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit lassen grüssen.

Und was machen wir? Wir feiern munter weiter. Mit all den Verboten und Einschränkungen die uns Menschen auferlegen, die keinen Schimmer von unseren Anliegen, geschweige denn unserer Partykultur haben. Wir lassen es zu, dass das Vermächtnis unserer Eltern – die Möglichkeit zu feiern – immer mehr beschnitten wird.

Vielen ist gar nicht klar, dass unsere Clublandschaft und die Möglichkeit an jedem Wochentag zu feiern hart erkämpft wurde. Erst vor zehn Jahren wurde zum Beispiel im Kanton Zürich das Tanzverbot an kirchlich, hohen Feiertagen aufgehoben. Menschen aus der Partyszene haben dagegen angekämpft und schliesslich obsiegt. Im Jahr 1980 kämpften Jugendliche in Strassenschlachten mit der Polizei um ein selbst verwaltetes Jugendzentrum. In den Tränengasschwaden und den Strahlen der Wasserwerfer wurde die Saat für das heutige vielfältige kulturelle Angebot der Stadt Zürich gesät.

Auch die als politisch faul verschrieene Technoszene in den 90er Jahren kämpfte noch um ihre Anliegen. Als im Jahr 1994 die Streetparade vom Zürcher Stadtrat, als zu laut und schmutzig, verboten wurde, reichten die Organisatoren einen Rekurs ein. Vor dem Zürcher Stadthaus fanden zudem an vier aufeinanderfolgenden Mittwochen (während den Tagungen des Stadtrates) Pro-Street-Parade-Demos statt. Mit dem Resultat, dass die Stadt das Verbot zurückzog.

Ich denke wir sollten uns bewusst sein, dass wir in einer sehr komfortablen Situation sind: ein Überangebot an Partys und Clubs, kulturelle Events an jedem Wochentag, Freiheit zu feiern. Wir sollten unsere Augen jedoch offen halten und diese Errungenschaften verteidigen! Ich fordere nicht, dass ihr Steine in die Hand nehmt, wenn ein weiterer Club durch die Behörden geschlossen wird. Demonstrationen sind nicht nötig.

Es genügt völlig, wenn ihr euch ein wenig politisch einbringt. Wenn ihr abstimmen dürft, nehmt dieses Privileg ernst. Wenn ihr nicht abstimmen dürft, macht euch wenigstens Gedanken darüber. Es geht schliesslich um unsere Zukunft. Die persönliche und die des grenzenlosen Feierns. Das lassen wir uns doch von 50 bis 70 Jahre alten Bundesräten nicht nehmen!

2 Kommentare

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2 Antworten zu “Feiern, künftige mögliche Verbote und was die Politik uns bringt

  1. sali hoi

    hmmm.. okay… aber mini stimmdingsbums sind scho wieder uf em altpapierstapel!

    min vorschlag:
    armeegelder extrem kürzen und in sinnvolle jugnedkulturprojekte investieren.
    sport/kreativität/ und wissen.
    amen.

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